Beim Stichwort Medien denken viele Menschen vielleicht zuerst an einen Verlag und seine Zeitungen oder einen Medienkonzern und seine Sendergruppe. Im Zuge der Digitalisierung und der Verbreitung des Internets spielen Streamingdienste eine immer größere Rolle. Dabei wird der eigentliche Wert eines Medienunternehmens oft gar nicht so sehr durch seine Plattformen, wie Webseiten und Sender, definiert, sondern durch seinen Rechtebesitz.
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Lizenzen und Eigenproduktion
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Filmrechte können im weiteren Sinne Spielfilme, Serien, Dokumentationen, Shows und TV-Filme umfassen. Heute kommen neue Medien wie E-Books und Games dazu. Wenn es um den Rechtebesitz eines Unternehmens geht, unterscheidet man zwischen Eigenproduktionen und Lizenzen, die für Medienprodukte erworben werden. Beide bilden zusammen den Rechtestock eines Unternehmens. Eine Eigenproduktion ist ein Film oder eine Fernsehserie, die ein Fernsehsender auf eigene Kosten herstellen lässt. Der Produzent ist in diesem Fall ein Auftragsproduzent. So sind zahlreiche TV-Filme und Serien des Produktionsarms Degeto der ARD reine Auftragsproduktionen. Der öffentlich-rechtliche Sender besitzt die Rechte daran zu hundert Prozent. Das berechtigt den Sender zu Wiederholungen und zu Auswertungen in anderen Kanälen.
Heute kommt es aber auch bei Eigenproduktionen zunehmend zur Diversifizierung. Das heißt, der Sender beteiligt sich an der Produktion, doch er hat nicht mehr alle Verwertungsrechte. Entweder fallen diese nach einem bestimmten Zeitraum an den Produzenten zurück oder ein anderes Unternehmen, zum Beispiel ein Pay-TV-Sender, hat die Rechte für die Erstausstrahlung.
Lizenzware sind Filme und Serien, die ein Unternehmen nicht selbst hergestellt hat, sondern erworben hat. Dies können oft Hollywood-Produktionen sein oder die Inhalte anderer Sender. So sind zum Beispiel Dokumentationen der BBC, die im deutschen Fernsehen laufen, Lizenzprodukte.
Traditioneller Rechtehandel
Der Handel mit Filmrechten ist eine eigene Industrie und ein Mediengeschäft mit großen Umsatzspannen und auch Risiken. Ein Medienunternehmen wird zum Beispiel nach seinem Rechtestock bewertet. Dieser Rechtestock kann eine Sicherheit sein, wenn das Unternehmen Kredite aufnimmt oder Geld an der Börse einsammelt. In diesem Zusammenhang gab es in der Vergangenheit wirtschaftliche Verwerfungen und spektakuläre Unternehmenspleiten. In der Zeit des “Neuen Marktes” um die Jahrtausendwende wurden Filmrechte aufgrund einer hohen Dynamik im Mediengeschäft sehr hoch bewertet. Als aber zum Beispiel die börsennotierte Firma Kinowelt, die zunächst einer der neuen Stars im Mediengeschäft war, ein Rechtepaket des Hollywoodmajors Warner nicht bezahlen konnte, musste sie Insolvenz anmelden. Die Unsicherheiten im Mediengeschäft Anfang des Jahrtausend führten auch zur Insolvenz des berühmtesten und renommiertesten Filmhändlers in Deutschland, der Kirch-Gruppe aus München.
Immer breitere Palette von Rechten
Im Unterschied zu früher, als Filme eine große Rolle spielten, bemühen sich Unternehmen heute, einen Rechtestock mit ganz unterschiedlichen Produkten aufzubauen. Ein beliebtes Medium sind dabei e-books, die sehr attraktive Distributionswege eröffnen. Sie sind für Konsumenten einfach erwerbbar und werden gerne auf dem Smartphone gelesen. Auch Spiele können neben Filmen und Serien für die Medienunternehmen attraktiv sein. Die Rechte an Medien sind für alle Unternehmen deshalb so wichtig, weil sich die Geschäftsmodelle rasant verändern. So können klassische Auswertungsmodelle, zum Beispiel ein Sender, der sich mit Werbeeinnahmen finanziert, an Wert verlieren und Streamingdienste an Wert gewinnen. Die Rechte bleiben dabei aber eine feste Größe.